Factoring: Forderungen besser im Griff

24.01.2009

Ein Münchener Familienunternehmen hat sich durch den Forderungsverkauf über Factoring ein zusätzliches Stück Unabhängigkeit gesichert.
Exzellente Marktkenntnis und professionelles Know-how: Das sind bei der Binderer St. Ursula Weinkellerei GmbH in München wesentliche Eckpfeiler des Erfolgs. Das in der zweiten Generation geführte Familienunternehmen hat sich damit bei seinen Kunden eine Menge Vertrauen erworben. Doch auch wenn es um das Finanzmanagement geht, will die Firmenleitung nichts dem Zufall überlassen. So hat man in den vergangenen Jahren gezielt darauf geachtet, nach Alternativen zur Bankfinanzierung zu suchen. Und es wurden Lösungen gefunden. Das Unternehmen verkauft heute einen Teil seiner Forderungen gegenüber Kunden an eine Factoringgesellschaft und sichert sich damit eine wertvolle Zwischenfinanzierung.

Wie wichtig solche Alternativen sind, zeigt die in der deutschen Wirtschaft zunehmende Furcht vor einer Kreditklemme. „Angesichts dieses Szenarios sind wir heute froh, dass wir durch die Einführung des Factoring bei der Finanzierung nicht mehr allein auf Banken angewiesen sind“, sagt Dr. Anette Fischer, Kaufmännische Leiterin bei Binderer.

Kostbarer Liquiditätsvorteil
Wer seine Forderungen an ein Factoringinstitut verkauft, erhält umgehend 80 bis 90 Prozent der betreffenden Kundenrechnungen erstattet. Der größte Teil der Restsumme folgt, sobald die Abnehmer zahlen. Daraus resultiert zum einen ein nicht zu unterschätzender Liquiditätsvorteil, den man zum Beispiel wieder für Skontovorteile im Einkauf nutzen kann. Zum anderen gewinnt die gesamte Finanzplanung an Sicherheit – selbst wenn ein Kunde einmal nicht zahlen will oder kann. Denn die Factoringgesellschaft übernimmt auch das Risiko von Forderungsausfällen.

Mindestens ebenso wichtig ist es, dass sich Firmen damit überhaupt zusätzliche Finanzierungsquellen erschließen können. „Unternehmen setzen immer noch zu stark auf Bankkredite, obwohl diese in der Finanzkrise restriktiver vergeben und teurer werden“, sagt Armin Weber, Wirtschaftsprüfer bei Ecovis. Zu beachten ist allerdings, dass sich Factoring nicht für jedes Unternehmen eignet. Die Forderungskäufer prüfen vor einem Engagement die Bonität des eigenen Unternehmens wie auch die der Kunden. Das Baugewerbe oder von der Konjunktur gefährdete Branchen stoßen dabei häufig auf Ablehnung. Und natürlich kostet Factoring etwas. „Auch wir haben es uns deshalb gut überlegt, denn diese Form der Finanzierung ist nicht unbedingt billiger als andere Finanzierungsformen“, sagt Dr. Anette Fischer. Häufig, das Beispiel Binderer bestätigt es, kann sich das Factoring dank seiner Vorteile hinsichtlich Liquidität, Sicherheit und Unabhängigkeit trotz der Gebühren lohnen. Und das gilt nicht zuletzt deshalb, weil man damit eine höhere Eigenkapitalquote erreicht, die sich wiederum positiv auf das Rating der Bank auswirkt.

Kein Wunder ist es also, dass diese Finanzierungsform seit Jahren zweistellige Zuwächse verzeichnet. Noch längst aber ist sie in Deutschland nicht so verbreitet wie in anderen Ländern Europas. Deutsche Firmen bevorzugen zudem das „stille Factoring“, bei dem sie das Forderungsmanagement weiterhin selbst übernehmen und der Abnehmer den Forderungsverkauf überhaupt nicht registriert. Der Grund dafür ist die Furcht vor einem schlechten Image. Denn Kunden könnten ja annehmen, es gehe dem Unternehmen schlecht, wenn es seine Forderungen verkauft. Tatsächlich aber sind solche Ängste größtenteils unbegründet, denn es ist eher umgekehrt. Firmen, denen Factoring gewährt wird, zeichnen sich in der Regel durch eine geprüfte hohe Bonität sowie eine große Zuverlässigkeit und Qualität ihrer Steuerungsinstrumente im Bereich Finanzen aus.

Worüber wir reden sollten

  • Wie hoch ist das Ausfallrisiko Ihrer Kunden­forderungen?
  • Welche Zahlungsziele räumen Sie Ihren Kunden ein?
  • Welches Potenzial können Sie hinsichtlich der Zahlungsfristen und Vergünstigungen beim Einkauf nutzen?
  • Wie kann Ihnen der Steuerberater bei der Optimierung des Forderungsmanagements helfen?
  • Wie sicher sind Ihre Kreditlinien bei der Bank und über welche Finanzierungsalternativen könnten Sie für Entlastung sorgen?